Nagelpilz

Synonym: Onychomykose, Tinea unguium

Der Nagelpilz ist eine Pilzinfektion der Fuss- oder viel seltener der Fingernägel. Zu Beginn ist oft nur ein Nagel betroffen, behandelt man die Erkrankung nicht, dann kann sie sich auf mehrere Nägel ausbreiten. Mit dem Fortschreiten des Pilzbefalls werden die Nägel brüchig und zerfallen nach und nach. Das ist nicht nur unschön, sondern kann bei fortgeschrittener Erkrankung auch sehr schmerzen und dadurch die Funktionsfähigkeit des betroffenen Fusses oder Fingers stark einschränken.

Symptome

Breiten sich auf einem oder mehreren Ihrer Fuss- oder Fingernägel vom Rand ausgehend weisse oder gelblich-bräunliche Flecken aus?

Sind die betroffenen Nägel stellenweise verdickt, brüchig oder haben sich teilweise vom Nagelbett gelöst?

Sind Sie oder jemand, mit dem Sie zusammen wohnen, zudem von Fusspilz betroffen?

Wenn das auf Sie zutrifft, dann haben Sie möglicherweise einen Nagelpilz. Am häufigsten sind die Gross- oder die Kleinzehe betroffen. Meistens beginnen der Pilzbefall und die damit einhergehende, meist gelbliche Verfärbung am äusseren Nagelende und breitet sich dann langsam im Verlauf von Wochen bis Monaten zunächst in der tiefsten Schicht der Nagelplatte aus. Dabei können sich besonders an der Grosszehe gelbliche, oft keil- oder streifenförmige Verdickungen (Dermatophytome) in Längsrichtung des Nagels bilden. Diese enthalten grosse Mengen an Pilzen und sind deswegen oft besonders widerstandsfähig gegenüber der Behandlung. Seltener beginnt die Erkrankung am Nagelfalz oder an der Nagelwurzel. Bei einem ebenfalls selteneren Befallsmuster bilden sich auf der Nageloberfläche weisse, raue Erhebungen, die sich flächig und in die Tiefe des Nagels ausbreiten. Brüchigkeit bis hin zur allmählichen Auflösung der Nagelplatte tritt erst in fortgeschrittenen Krankheitsstadien auf.

Behandlung

Voraussetzung für eine nachhaltig wirksame Behandlung des Nagelpilzes ist die exakte und vollständige Diagnose. Nicht selten werden andere Nagelerkrankungen damit verwechselt, etwa eine Schuppenflechte mit Nagelbefall. Liegt dem Nagelpilz eine andere Nagelerkrankung zugrunde, dann wird man ohne die erfolgreiche Behandlung der Grunderkrankung in vielen Fällen keine dauerhafte Pilzfreiheit erreichen. Ähnliches gilt für andere Erkrankungen, die nicht unmittelbar die Nägel befallen, die Entstehung des Nagelpilzes aber begünstigt haben, etwa ein Diabetes oder Durchblutungsstörungen der Beine.

Da ein Nagelpilz durch unterschiedliche Pilzarten verursacht werden kann, die auf jeweils unterschiedliche Behandlungen ansprechen, gehört zur sorgfältigen Diagnostik die Bestimmung des Erregers. Das Befallsmuster kann bereits erste Hinweise liefern; der sichere Nachweis gelingt aber nur, indem der Arzt ein Stückchen des befallenen Nagels abtrennt und im Labor untersuchen lässt.

Pilzfrei nur mit regelmässiger Behandlung

In den Fuss- und Fingernägeln halten sich Pilze hartnäckig, nur mit einer regelmässigen und ausreichend langen Behandlung können Sie Ihre Nägel dauerhaft pilzfrei bekommen. Die erforderliche Behandlungsdauer beträgt bei manchen äusserlichen Mitteln mindestens vier Monate, bei anderen mindestens ein Jahr. Beendet werden sollte die Behandlung erst sechs Wochen, nachdem die Symptome vollständig abgeklungen sind. Eine Behandlung mit Tabletten oder Kapseln dauert in der Regel drei Monate. Bestehen darüber hinaus weiterhin Symptome, dann sollte die Behandlung verlängert werden.

Äusserliche Behandlung

Wenn der Pilzbefall von der Aussenkante des Nagels ausgeht und wenn weniger als die Hälfte des Nagels befallen ist, kann die Behandlung mit einem äusserlich aufgetragenen Antipilzmittel (Antimykotikum) in Form eines Lacks oder einer Lösung ausreichen. Um mit hoher Wahrscheinlichkeit alle Pilze und Sporen abzutöten, muss diese Behandlung mindestens ein Jahr lang fortgeführt werden. Teebaumöl kann möglicherweise als Alternative zu synthetischen Antimykotika dienen, ist aber in seiner Wirksamkeit bislang nur unzureichend in klinischen Studien untersucht. Die Wirksamkeit der örtlichen Behandlung kann man steigern, indem man die oberste Schicht des befallenen Nagelanteils abträgt. Das kann entweder der Arzt mit einer Fräse machen, oder man behandelt den Nagel mit einer Salbe, die hochprozentigen Harnstoff oder Kaliumjodat enthält und die oberste Nagelschicht chemisch auflöst. Eine radikalere, operative Abtragung des Nagels bringt keinen zusätzlichen Nutzen und geht mit einem erhöhten Infektionsrisiko einher. Für die Behandlung befallener Nagelteile mit Laser oder andere Formen der Lichttherapie gibt es bislang keine überzeugenden Wirksamkeitsnachweise. Ähnliches gilt für das Auftragen von Eisessig, jodhaltigen Mitteln und Salicylsäure.

Innerliche Behandlung

Ist die Pilzinfektion des Nagels bereits weiter fortgeschritten, wird man mit örtlichen Mitteln allein keine vollständige Heilung erreichen; dann ist eine Behandlung mit einem Antimykotikum in Form von Tabletten oder Kapseln erforderlich. Dafür kommen die Antimykotika Terbinafin und Itraconazol infrage. Die Wirkstoffe gelangen nach der Einnahme aus dem Verdauungstrakt in die Blutbahn und von dort an die Nägel, die innerliche Behandlung kann mit der äusserlichen kombiniert werden. Als Behandlungsdauer haben sich drei Monate beim Zehen- und zwei Monate beim Fingernagelpilz durchgesetzt. Nachteil der innerlichen gegenüber der äusserlichen Anwendung ist, dass sich die Medikamente über die Blutbahn im Körper verteilen und dort auch unerwünschte Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hervorrufen können. Unter anderem aus diesem Grund sollte man Nagelpilz möglichst zu einem Zeitpunkt erwischen, zu dem eine rein örtliche Behandlung genügt.

Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten

Nagelpilz kann das Wohlbefinden erheblich stören. Viele Menschen erleben eine Erkrankung der Haut oder Nägel als kosmetische Beeinträchtigung – sie «fühlen sich nicht wohl in ihrer Haut». Auch die Intimität mit dem Partner kann darunter leiden. Bleibt ein Nagelpilz längere Zeit unbehandelt, können sich die Erreger auf benachbarte Nägel und Hautregionen ausbreiten. Mit zunehmender Zerstörung der Nagelplatte geht deren Schutzfunktion verloren, es kommt dann zu einer erhöhten Druck- und Berührungsempfindlichkeit und oft auch zu Schmerzen. Auch der Schutz gegenüber bakteriellen Infektionen ist eingeschränkt. Es kann dann leichter zu Entzündungen und Eiterungen des Nagelbetts oder des Nagelfalzes kommen.

Erhöhtes Komplikationsrisiko bei Diabetes und Durchblutungsstörungen

Schwerwiegende Komplikationen des Nagelpilzes sind bei ansonsten gesunden Menschen selten. Bei Patienten mit beeinträchtigter Infektabwehr, etwa aufgrund eines Diabetes, ist aber das Risiko erhöht, dass sich Pilze oder Bakterien, die durch Verletzungen der Nagelumgebung eingeschleppt wurden, über die Blutzirkulation im gesamten Körper ausbreiten (Sepsis) und zu Funktionsstörungen lebenswichtiger Organe führen. Gefühlsstörungen in den Füssen aufgrund von Nervenschäden sind bei Diabetes häufig und können dazu führen, dass man Entzündungen an den Zehen lange Zeit nicht bemerkt oder nicht ernst nimmt, weil die Schmerzempfindung beeinträchtigt ist. Dann ist das Risiko für eine schleichende bakterielle Besiedlung und langsame Zerstörung von Gewebe erhöht, und in weit fortgeschrittenen Fällen hilft dann manchmal nur noch eine Amputation von Zehen, des Fusses oder sogar grösserer Teile des Beins. Auch bei ausgeprägten Durchblutungsstörungen der Beine, etwa aufgrund von Arteriosklerose, ist das Risiko von Infektionskomplikationen erhöht.

Wiedererkrankung vermeiden

Pilzsporen können über Monate, nicht selten sogar über Jahre im Nagel und dessen Umgebung oder auch in den Schuhen überleben und zu einem erneuten Ausbruch der Krankheit führen. Selbst wenn es gelungen ist, alle Pilzreste zu beseitigen, droht Wiederbesiedlung. Bei 40 bis 70% aller Betroffenen kehrt die Erkrankung nach vermeintlich erfolgreicher Behandlung zurück. Liegen bereits Dermatophytome, stark verdickte Nägel oder eine weitgehende Auflösung des Nagels vor, dann spricht der Nagelpilz oft unbefriedigend auf die Behandlung an, und auch die Wiedererkrankungsrate ist dann besonders hoch. Wird der Pilz dagegen früh erkannt und behandelt, ist die Chance für eine dauerhafte Heilung sehr gut. Entscheidend dafür ist es, den neu ausgewachsenen Nagel komplett pilzfrei zu bekommen. Da ein Fussnagel sehr langsam wächst und es bis zu 18 Monaten dauern kann, bis er sich komplett erneuert hat, ist Beharrlichkeit das A und O der Behandlung.

Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit

Verschiedene Pilzarten können die Nägel befallen. Mit Abstand am häufigsten sind dabei bestimmte Fadenpilze (Dermatophyten), das heisst Pilze, die lange, fadenartige Ausläufer (Hyphen) bilden. Seltener können auch Hefepilze (Candida) und gelegentlich auch Schimmelpilze Nägel infizieren. Sehr häufig geht einem Nagelpilz ein Fusspilz voraus. Die Erreger werden dann von der befallenen Haut – meist zwischen den Zehen – in die Nägel verschleppt. Kleine Verletzungen im Nagelbereich bieten den Erregern eine Eintrittspforte. Feuchtigkeit, etwa durch luftdichtes Schuhwerk oder die Neigung zu starkem Schwitzen, bietet den Pilzen ideale Lebensbedingungen. Sportler sind häufiger von Fuss- und Nagelpilz betroffen als die Durchschnittsbevölkerung («Sportlerfuss»). Vermutlich wirken dabei wiederholte mechanische Belastungen des Fusses und dadurch verursachte kleine Verletzungen der Zehenhaut und des Nagels mit dem feuchtwarmen Klima in schlecht belüfteten Sportschuhen zusammen.

Risikofaktoren

Nicht jeder, der mit Pilzen Kontakt hat, bekommt davon gleich einen Nagelpilz. Im Idealfall kann das körpereigene Abwehrsystem (Immunsystem) die Eindringlinge abwehren. Bestimmte Informationen im Erbgut scheinen den Befall zu begünstigen. Dass oft mehrere Familienmitglieder betroffen sind, hat also nicht nur mit Pilzübertragung zu tun, sondern auch mit einer ererbten Bereitschaft für Nagelpilz. Weitere Risikofaktoren sind:

● Höheres Lebensalter

●DiabetesDurchblutungsstörungen in den Füssen

●Andere Erkrankungen der Haut und Nägel, beispielsweise Schuppenflechte mit Nagelbefall

●Allgemeine Risikofaktoren für Pilzinfektionen

Häufigkeit

Wie häufig Nagelpilz in der Schweizer Bevölkerung ist, wurde bislang nicht genau bestimmt. Häufigkeitsangaben in den Industrienationen schwanken zwischen 2 und 12%. Männer sind aus unbekannten Gründen häufiger betroffen als Frauen.

Vorbeugung

Um dem Nagelpilz vorzubeugen, geht es zum einen darum, den Kontakt mit den mikroskopisch kleinen Erregern so weit wie möglich zu vermeiden, zum anderen darum, zu verhindern, dass die Pilze sich in Körpernähe ausbreiten und in Haut und Nägel eindringen können.

Kontakt mit Pilzen aus der Umwelt vermeiden

●Dermatophyten, die häufigsten Erreger von Nagelpilz, tummeln sich mit Vorliebe auf dem Boden von Schwimmbädern, Saunas, Garderoben, Sporteinrichtungen und Hotelzimmern – also überall da, wo viele Menschen barfuss gehen. Es ist daher ratsam, an solchen Orten Schuhe oder Schlappen zu tragen. Auf die Desinfektionssprühanlagen in öffentlichen Schwimmbädern sollten Sie sich übrigens nicht verlassen: Das kurze Absprühen der Füsse ist unwirksam und birgt zusätzlich das Risiko allergischer Reaktionen.

●Nagelscheren, -zangen oder -feilen sollte man auch in der Familie oder Wohngemeinschaft nicht gemeinsam benutzen.

●Sind mehrere Familienmitglieder oder Mitbewohner von einem Nagel- oder Hautpilz befallen, dann ist es wichtig, dass sie gleichzeitig behandelt werden. Sonst riskiert man ein «Pilz-Pingpong».

●Halten Sie Ihre Nägel möglichst kurz. Um ein Einwachsen der Zehennägel zu vermeiden, schneiden Sie diese fast gerade ab, sodass der Nagelrand über die gesamte Breite mit der Zehenkuppe abschliesst.

●Wenn Sie bereits von einem Nagelpilz betroffen sind oder dessen Behandlung noch nicht abgeschlossen ist, ist es ratsam, die Nagelpflege mit den nicht befallenen Nägeln zu beginnen und zum Schluss alle Pflegeutensilien mit einem Desinfektionsmittel zu behandeln. So vermeiden Sie eine Übertragung des Pilzes von befallenen auf gesunde Nägel. Einmalnagelfeilen sind eine hygienische Alternative zu Metallfeilen.

●Wenn Sie zur Fusspflege gehen, achten Sie darauf, dass dort unter sterilen Bedingungen gearbeitet wird. Sie erkennen das unter anderem daran, dass der Fusspflegerin die Instrumente entweder mit einer Greifzange aus einer Metalltrommel oder einzeln aus einer versiegelten und mit Sterilisationsdatum versehen Klarsichtverpackung nimmt.

Ausbreitung und Eindringen der Pilze verhindern

●Tragen Sie bequeme, gut sitzende Schuhe. Vermeiden Sie Druck und Reibung sowie Nagelverletzungen. Vor allem, wenn Sie zu starkem Schwitzen neigen, sollten Sie auf möglichst luftdurchlässige oder atmungsaktive Schuhe achten. Socken aus Naturtextilien sind solchen aus Kunstfaser vorzuziehen. Wechseln Sie die Socken möglichst täglich und waschen Sie sie bei 60 °C. Auch bei den Schuhen ist häufiger Wechsel sinnvoll, damit sie nach dem Tragen trocknen können. Tragen Sie Sportschuhe nur zum Sport und schlüpfen Sie danach wieder in etwas Luftigeres.

●Wenn Sie bereits einen Nagel- oder Hautpilz am Fuss haben, können die Pilze im Schuhwerk überleben oder sich dort sogar weiter ausbreiten. Um Schuhe sicher pilzfrei zu bekommen, müssten sie mehrere Tage mit Naphthalin oder Formaldehyd imprägniert werden. Davon raten wir ab, da diese Substanzen im Verdacht stehen, das Krebsrisiko zu erhöhen. Um eine Rückkehr der ungebetenen Gäste in Ihre Zehennägel zu vermeiden, ist es daher in vielen Fällen ratsam, alte Schuhe zu entsorgen. Die neuen Schuhe können Sie während der Behandlung regelmässig von innen mit einem antimykotischen Puder oder Spray vor Pilzbefall schützen.

●Regelmässige Fussbäder verbessern die Durchblutung. Sie fördern damit die Regeneration des Gewebes und die Abwehr gegen Krankheitserreger einschliesslich Pilzen. Ein heisses Fussbad nach einem arbeitsreichen Tag entspannt und hilft, Stress abzubauen – was ebenfalls das Abwehrsystem stärkt.

●Behalten Sie Ihre Füsse im Auge! Verletzungen der Zehen oder Nägel, auch kleine, sollten ernst genommen und fachgerecht desinfiziert und mit Wundabdeckung versorgt werden. Das gilt ganz besonders für Menschen mit Immunschwäche, Durchblutungsstörungen oder Diabetes. Denen ist ein regelmässiger Fuss-Check beim Arzt dringend zu empfehlen.